Im Zentrum der Gesänge des Irdischen Paradieses steht die allegorische Repräsentation der Heilsgeschichte, die der Jenseitswanderer in Form einer visio corporalis wahrnimmt. Dante nutzt diesen Darstellungsmodus, um sich als erster ‚wahrer‘ postbiblischer Prophet nach dem ‚Johannes‘ der Offenbarung zu präsentieren. Auf diese Weise setzt er der spiritualistischen Eschatologie des Joachim von Fiore eine reichspolitisch perspektivierte Interpretation der Endzeit entgegen, die den zeitgenössischen Lesern der Commedia Mahnung zum rechten Handeln sein will.
Den Vortrag moderiert Prof. Dr. Bernhard Huss.